Halle, here we go! – Doch was mit all der Zeit anstellen, die nicht Hörsälen, Arbeit oder Lernen gewidmet ist? Der Grund, warum Halle und Hochkultur alliterieren, ist wohl das ausgedehnte Kultur- und Freizeitangebot der Stadt.
Auf den ersten Blick offenbaren sich da die Bühnen Halle mit Oper, Neuem Theater und Puppentheater sowie die Kunstausstellungen der Moritzburg, das Landesmuseum für Vorgeschichte und Großveranstaltungen wie die Händel-Festspiele, das Laternenfest und die Museumsnacht.
Mit der Wohnsitzanmeldung bei der Stadt gibt es dann auch direkt Gutscheine für einen Theaterbesuch, den Zoo und das beliebte Erlebnisbad, dessen Reifenrutsche und Saunalandschaft über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind.
"Doch wer fleißig Augen und Ohren offenhält, den ein oder anderen zerknitterten Flyer aufhebt, Sticker in der Klokabine studiert oder in der Mensa die KommilitonInnen bespitzelt, kann noch an ganz anderen Orten landen."
Viele davon sind ehemalig leerstehende Gebäude, die besetzt, verwandelt und wiederbelebt wurden. Dazu gehören unter anderem die Gebäude, welche die Freiraumgalerie kunstvoll neu gestaltet hat. Im halleschen Osten hat der Verein internationale Street-Art-KünstlerInnen ganze Häuserwände bemalen lassen, um so das Stadtbild zu verwandeln. Entstanden ist dabei tatsächlich eine Art Galerie auf kleinen und großen Wänden. Am besten einfach das Rad schnappen, rund um die Reideburger Straße cruisen und Motive entdecken. Dort ist auch der Bürgerpark Freiimfelde zu finden. Auf einer ehemaligen Brachfläche sind inzwischen ein Sportplatz, ein Nachbarschaftsgarten mit Hochbeeten und Ateliers entstanden.
Noch mehr Kunst gibt es neben der Moritzburg mit ihren wechselnden Ausstellungen auch in der kleineren und weniger bekannten Kunsthalle Talstraße. Die teils multimedialen Ausstellungen zu ausgefallenen Themen werden immer auch von spannenden Vorträgen und Führungen begleitet. Noch eine Ecke überschaubarer und immer einen Abstecher wert, ist zudem die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, die direkt neben dem Designcampus der Kunsthochschule liegt. Hier werden oft Werke der KunsthochschulabsolventInnen ausgestellt – zeitgenössische Kunst at its best!
Ebenso modern, kreativ und teilweise ausgefallen gibt sich das WUK Theater Quartier in der südlichen Innenstadt, welches sich seit vergangenem Jahr als Ort für Tanz, Theater und Lesungen sowie als Heimstätte des Studierendentheaters Halle etabliert hat. Die Inszenierungen sind oft an Themen des aktuellen Zeitgeschehens angelehnt und probieren immer wieder neue Formate aus.
Ein durchaus bekanntes Format, das Kino, findet man in Halle nicht nur in Form großer Kinocenter – des CinemaxX in der Altstadt und des The Light Cinema in HaNeu – sondern auch mehrerer kleiner Programmkinos, die jeweils mit nur einem Saal ausgestattet sind. Neben dem Luchskino am Zoo und dem Puschkino lohnt es sich vor allem, dem Zazie einen Besuch abzustatten. Die gemütliche Kinobar im Herzen der Innenstadt besticht durch ein außergewöhnliches Programm internationaler Filme, die man sonst nirgendwo zu Gesicht bekommt. Im Sommer wiederum lasst sich all das auch unter den Sternen erleben, denn immer im Juli und August veranstaltet das Luchskino ein Sommerkino an verschiedenen Open-Air-Schauplätzen in und um die Stadt herum.
Wer nach, vor oder statt Kino lieber Musik um sich hat und mitwippen, -singen oder -spielen will, wird früher oder später in einem unscheinbaren Laden namens Pierre Grasse nahe dem Steintor landen. Was von außen wie ein verlassenes Geschäft aussehen mag, ist in kürzester Zeit zu einer der beliebtesten Locations für Konzerte kleiner und internationaler Acts gleichermaßen geworden. Dass hier alles für immer provisorisch aussehen wird, stört bei der handverlesenen Auswahl an MusikerInnen und den unschlagbaren Preisen für Longdrinks niemanden. Der Laden ist stets rappelvoll und leicht an der davorsitzenden Menschenmenge zu erkennen.
Wer sich lieber selbst das Mikro oder das eigene Instrument schnappen will, sollte montags und donnerstags das Haus verlassen. Bei den Montagsmalern, kurz MoMa, gibt es jeden Montag im Charles Bronson Liverap und Cypher; neue WortakrobatInnen sind jederzeit willkommen. Wer sich nicht traut, darf trotzdem die Bar benutzen, mit den Alteingesessenen eine Runde Kniffel spielen oder sich am Tischkicker versuchen.
Der Beitrag der Autorin Nora Bednarzik erschien am 28.05.2020 auf deinhalle.de
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